Tatort
04.09.2022 • 20:15 - 21:45 Uhr
Serie, Krimireihe
Lesermeinung
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2022
Altersfreigabe
12+
Serie, Krimireihe

Geschichten vom bösen Mann

Von Eric Leimann

Im ersten "Tatort" der neuen Saison 2022/23 geht es – mal wieder – um toxische Männlichkeit. Könnte ein von Ex-Hollywood-Bösewicht Götz Otto gespielter Bundeswehr-Hauptmann eine Frau lebendig verbrannt haben? Das lange Verhör-Duell zwischen ihm und den Kommissarinnen steht im Zentrum des Thrillers.

Frauen, Frauen, überall Frauen. Doch nicht etwa zur "freien Verfügung", so wie in einem klassisch männlich gedachten Paradies, sondern: überall Frauen in Führungspositionen. Dass ein "Tatort"-Thriller zum Thema toxische Männlichkeit, ein in den letzten Jahren gern aufgegriffenes Motiv im Premium-Sonntagskrimi der ARD, ausgerechnet in Ludwigshafen spielt, ergibt durchaus Sinn. Schließlich führen mit Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Johanna Stern (Lisa Bitter) hier zwei – wie man sagt – starke Frauen das Kommando oder die Ermittlungen. Episoden-Hauptdarsteller Götz Otto hat es in der Rolle des Bundeswehr-Hauptmannes Hajo Kessler dazu noch mit einer jüngeren Vorgesetzten bei der Arbeit zu tun: Oberstleutnant Angelika Limbach (Katrin Röver), die dem bei der Beförderung wohl mehrfach übergangenen Offizier in den 50-ern kurz vor dem ersten Besuch der Kommissarinnen in der Kaserne noch schnell einen Einlauf gibt – wegen einem aus dem Ruder gelaufenen Männlichkeitsritual in Kesslers Truppe.

Doch der Reihe nach: Zur Bundeswehr gelangen die Ludwigshafener Ermittlerinnen, weil sie wegen des Mordes an einer weiteren "starken" Frau ermitteln. Investmentbankerin Ann-Kathrin Werfel wurde grausam getötet, indem man sie lebendig verbrannte. Der erste Verdacht fällt auf ihren Ex-Ehemann Patrick Werfel (Jonathan Müller), dem sie häusliche Gewalt vorgeworfen hatte. Der allerdings präsentiert ein bestens bezeugtes Alibi.

PRISMA EMPFIEHLT
Täglich das Beste aus der Unterhaltungswelt bequem in Ihr Mail-Postfach? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter "PRISMA EMPFIEHLT" und erhalten ab sofort die TV-Tipps des Tages sowie ausgewählte Streaming- und Kino-Highlights.

Die Spur eines Pickup-Transporters führt dann zu Offizier Kessler. Bei weiteren Ermittlungen erhärtet sich die Indizienlage gegen den süffisant freundlich-korrekten Hünen. Während eines Verhör-Marathons wird klar: Dieser Mann tut sich schwer mit Frauen in Macht- und Führungspositionen. Doch wie gefährlich oder tatfähig ist der Bundeswehr-Offizier wirklich?

Unterschätze nie einen Mann jenseits seines Bedeutungs-Zenits

Das Thema toxische Männlichkeit, Frauenhass und Femizid ist eines der in den letzten Jahren häufiger aufgegriffenen Themen im "Tatort". Vielleicht am unverblümtesten in der Kieler Folge "Borowski und die Angst der weißen Männer" vom März 2021, in der es um organisierte antifeministische Männerbündler ging, die vor Gewalt nicht zurückschreckten. Im Drehbuch des alten Lena Odenthal-Fahrensmannes Stefan Dähnert, der unter anderem die beiden legendären Folgen "Tod im Häcksler" (1991) sowie dessen stimmungsvolle Fortsetzung "Die Pfalz von oben" mit Ben Becker schrieb, setzt man nun aber in Sachen expliziter Frauenhass noch eins drauf. Die im Film porträtierten Kerle sind allesamt Nulpen, die nichts gebacken kriegen. So wie der Ex-Mann des Opfers oder eben der alternde Offizier vom alten Schlag. Bei so viel Lebensungerechtigkeit kann einem richtigen Kerl doch eigentlich nur die Halsschlagader schwellen, oder?

In Sachen Charakterzeichnung bleibt dieser "Tatort" in einem sehr einfachen Gut-böse-Schema stecken. Dass als Kommissarinnen-Antipode Götz Otto geholt wurde, der erst neulich in einem fränkischen "Tatort" zu sehen war, ist dabei ebenfalls eine fast "zu nahe liegende" Entscheidung – schließlich stehen Ottos archetypischen Figuren mit ihrer gewaltigen und diabolischen Ausstrahlung gerne mal für Typen, wie man sie im richtigen Leben eigentlich nicht mehr sehen will.

"Unterschätze nie einen Mann jenseits seines Bedeutungs-Zenits", heißt es in einer der besten Dialogzeilen des ansonsten etwas formelhaft getexteten, aber trotzdem spannenden Thrillers. Gegen Ende der 90 Minuten wird das Krimi-Tempolimit dann doch arg überschritten. Im letzten Viertel verabschiedet sich mehr und mehr ein letzter Hauch von Realismus. Als ein unterm Strich zu expliziter, aber immerhin auch ziemlich gemeiner B-Movie-"Tatort" mit extra viel Gender-politischen Dynamit-Stangen im Tank, ist der erste "Tatort" der neuen Saison (Regie: Etsher Wenger) aber dennoch kurzweilig. Und auch auf eine seltsame, böse Art vergnüglich.

Tatort: Das Verhör – So. 04.09. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Top stars

Marco Girnth in Leipzig.
Marco Girnth
Lesermeinung
Caroline Peters 2022 bei der Premiere von "Der Nachname".
Caroline Peters
Lesermeinung
Kate Mara nicht Max Mara.
Kate Mara
Lesermeinung
Ich baller genauso gerne wie Sabata! Yul Brynner 
als Indio Black
Yul Brynner
Lesermeinung
Als Dr. House weltberühmt: Hugh Laurie
Hugh Laurie
Lesermeinung
Publikumsliebling mit markanten Gesichtszügen: Jean Reno
Jean Reno
Lesermeinung
Dietmar Bär ist Hauptkommissar Freddy Schenk im Kölner "Tatort".
Dietmar Bär
Lesermeinung
Catherine Vogel - die TV- und Radiomoderatorin im Porträt.
Catherine Vogel
Lesermeinung

Das beste aus dem magazin

Stefan Fink ist Leiter einer Apotheke in Weimar 
und Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands des Deutschen 
Apothekerverbands.
Weitere Themen aus dem Magazin

Haarausfall – was hilft?

Stefan Fink ist Fachmann für das Thema Haarausfall. In der Arzt-Kolumne gibt der Apotheker Tipps für eine Behandlung.
Claudia Michaelsen ist als "Polizeiruf 110"-Kommissarin zu sehen.
HALLO!

Claudia Michelsen: "Es geht um zunehmend verloren gehende Empathie"

"Polizeiruf"-Kommissarin Claudia Michelsen spricht im Interview über ihre Figur, Moral in Krimis und ihre kommenden Projekte.
Michael Kaeshammer ist ab Mitte Mai auf Deutschland-Tournee.
Weitere Themen aus dem Magazin

Michael Kaeshammer: „Wenn man nichts zu sagen hat, kann man nichts Echtes kreieren“

Michael Kaeshammer füllt in Nordamerika große Säle und hat im kanadischen TV sogar seine eigene Kochshow namens „Kaeshammer‘s Kitchen“. Seine Musik, natürlich vom Jazz beeinflusst, vereint Pop, Blues und Rock’n‘Roll - und überzeugt nicht zuletzt durch Kaeshammers einzigartigen und mitreißenden „Crossover Style“. Mit seinem neuen Album „Turn It Up“ möchte der gebürtige Offenburger, der in jungen Jahren ausgewandert ist, auch in Deutschland den Durchbruch schaffen. prisma hat mit dem Musiker gesprochen.
Ian Hill von Judas Priest!
Star-News

Ian Hill: "Kein Wunder, dass damals so ziemlich jeder übergeschnappt ist"

Ian Hill ist der Bassist der Heavy-Metal-Band Judas Priest. Im Interview spricht der Engländer über die wilden 80er, wie ihre Musik geprägt hat und über vieles mehr.
Professor Dr. Sven Ostermeier
ist Facharzt für Orthopädie und 
Unfallchirurgie, Sportmedizin, 
Chirotherapie und spezielle 
orthopädische Chirurgie. Der 
Schulter- und Knie-Experte arbeitet als leitender Orthopäde 
der Gelenk-Klinik Gundelfingen. 
Außerdem ist er Instruktor der  Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie (AGA).
Weitere Themen aus dem Magazin

Sportlich fit bis ins hohe Alter – so geht´s

Welche Sportarten Best Ager ab 55 Jahren starten können und welche besser nicht, hat prisma Sportmediziner Dr. Sven Ostermeier im zweiten Teil der Serie „Sport im Alter“ gefragt.
Dr. Melanie Ahaus 
ist niedergelassene Kinder- und Jugendärztin in Leipzig und Sprecherin 
des Berufsverbandes der Kinder- und 
Jugendärzt*innen 
in Sachsen.
Weitere Themen aus dem Magazin

Dellwarzen – lästiges Mitbringsel aus dem Schwimmbad

Dellwarzen sind ein lästiges Mitbringsel aus dem Schwimmbad. Dr. Melanie Ahaus erklärt in der prisma Arzt-Kolumne, was am besten dagegen hilft.