08.09.2022 Schauspieler

Christoph Maria Herbst: "Ich war wohl nicht masochistisch genug veranlagt"

Von Sarah Schneidereit
Christoph Maria Herbst spielt in "Lehrer kann jeder" einen Quereinsteiger.
Christoph Maria Herbst spielt in "Lehrer kann jeder" einen Quereinsteiger. Fotoquelle: ZDF / Marc Meyerbroeker

Christoph Maria Herbst verliert in "Lehrer kann jeder" als Mathematiker Richard Glossat seinen Job und seine Frau – und heuert an deren Schule an. Sie findet die Idee weniger gut ... Im prisma-Interview spricht der Schauspieler über seine eigene Schulzeit und erklärt, warum der Beruf des Lehrers für ihn nie in Frage kam.

Sie haben eine Lehre zum Bankkaufmann gemacht. Haben Sie also eine Affinität zu Zahlen und Mathematik?

I wo! Die Lehre war damals lediglich ein Statthalter während einer Berufswahlüberlegungsphase. Mathe war während meiner Schulzeit bei mir so beliebt wie Bio und Chemie, nämlich gar nicht. Also man kann wirklich nicht von einer naturwissenschaftlichen Begabung bei mir reden.

Im Film spielen Sie einen Mathematiker, der sich als Quereinsteiger an einer Schule versucht. Wäre der Lehrer-Job auch etwas für Sie gewesen?

Ich liebe Menschen und finde es großartig, mit ihnen im Austausch zu stehen und voneinander zu lernen. Aber Lehrer zu werden, kam mir nie in den Sinn. Ich hatte schon den Eindruck, dass der eine oder die andere unter unserer damaligen Klasse litt. Am Ende war ich also wohl nicht masochistisch genug veranlagt.

Ist der Titel "Lehrer kann jeder" nicht etwas anmaßend?

Er ist nicht von mir. Das vorab. Dass er aber provoziert, finde ich erstmal gut. Bin gespannt, wer die berechtigten Zuschriften beantworten wird …

Haben Sie sich als Vorbereitung für den Film mit Lehrern und der Situation an deutschen Schulen unterhalten?

Ich habe länger mit Marc Terjung, unserem Drehbuchautor, darüber gesprochen. Das war erhellend. Ansonsten konnte ich aus dem Vollen der geschriebenen Spielsituationen schöpfen: Lehrermangel, testosterongesteuertes Verhalten bei den Jungs, Migrantenkinder – all das wird behandelt.

Was fällt Ihnen ein, wenn Sie sich an Ihre eigene Schulzeit zurückerinnern?

Unterm Strich auf jeden Fall. Ich hatte großartige Lehrer in meiner Gymnasialzeit und habe Fächer meist auch wegen des Lehrkörpers belegt. Allen voran mein Leistungskurs-Altgriechisch-Lehrer. Der war dermaßen klug, weltoffen und humanistisch, dass ich ihn bis heute zitiere.

Der Film "Lehrer kann jeder" handelt von zweiten Chancen im Leben. Haben Sie auch schon mal solch eine zweite Chance genutzt?

Auf jeden Fall. Meine erste Chance war, an allen Schauspielschulen vorgesprochen haben zu dürfen und alle fanden, ich hätte kein Talent. Meine zweite Chance waren dann meine Vorsprechen an den Theatern. Die nahmen mich. Ich hatte allerdings nachgeholfen und 60 Bewerbungen rausgeschickt.

"Lehrer kann jeder"

  • Donnerstag, 8. September, 20.15 Uhr, ZDF
  • ab Donnerstag, 1. September, in der ZDF-Mediathek

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