08.02.2022 Tipps von Dr. Jochen Vöge

Arthrose: Wege aus dem Schmerz

Von Lara Hunt
Nach Angaben der Deutschen Rheuma Liga ist Arthrose die häufigste Gelenkerkrankung weltweit.
Nach Angaben der Deutschen Rheuma Liga ist Arthrose die häufigste Gelenkerkrankung weltweit. Fotoquelle: picture alliance / Zoonar | Csaba Deli

Sechs Prozent der Deutschen leiden unter Arthrose. Eine Heilung gibt es bisher nicht, dafür aber eine Vielzahl an Behandlungsmöglichkeiten. Und die Medizin macht immer weiter Fortschritte.

Der Schmerz kommt schleichend. Oft ist er nur am Anfang der Bewegung deutlich, Mediziner sprechen vom Anlaufschmerz: die Hüfte oder das Knie tut weh, allerdings geht es nach kurzer Zeit schon wieder besser. Es ist einfach, eine beginnende Arthrose zu ignorieren, dabei kann eine frühe Behandlung viel bewirken.

Nach Angaben der Deutschen Rheuma Liga ist Arthrose die häufigste Gelenkerkrankung weltweit. Zwischen fünf und sechs Millionen Menschen und damit sechs Prozent der deutschen Bevölkerung sind hierzulande so stark von ihr betroffen, dass sie Hilfe und Behandlung brauchen. Eine Heilung gibt es bis heute nicht. Das liegt auch daran, dass der Schmerz erst auftritt, wenn die Schäden schon da sind. Umgangssprachlich wird Arthrose auch als Gelenkverschleiß bezeichnet. Das Knorpelgewebe ist beschädigt, werden die Gelenke belastet, tut es weh. Bedeutet die Diagnose Arthrose also zwangsläufig ein Leben voller Schmerzen?

"Nein. Es gibt viele Behandlungsmöglichkeiten, mit denen man dafür sorgen kann, dass es nicht so weit kommt. Welche angewendet wird, hängt vom Grad der Arthrose ab", sagt der Düsseldorfer Facharzt für Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie Dr. Jochen Vöge. Er ist nicht nur Mannschaftsarzt des DFB für die U19/20 Frauennationalmannschaft, sondern empfängt in seiner Praxis in der Schirmerstraße regelmäßig Arthrose-Patienten.

Am Anfang steht eine umfassende Untersuchung und eine genaue Diagnose. Wo tritt der Schmerz auf? Wie ausgeprägt ist die Arthrose? "Und was ist das für ein Mensch, der da behandelt wird? Viele Faktoren wie Ernährung, Bewegung und Stress spielen bei Arthrose eine Rolle. Bei einer beginnenden Arthrose kann es schon helfen, die Ernährung umzustellen. Das gilt insbesondere für Männer, bei denen es eher fleischlastig zugeht."

Gute Ergebnisse mit Eigenbluttherapie

Auch wenn es zunächst widersinnig erscheint: Bei einer beginnenden Arthrose sollte auf Bewegung nicht verzichtet werden. Vöge empfiehlt beispielweise Schwimmen oder Fahrradfahren. Je nach Grad der Arthrose stehen weitere Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, zum Beispiel der Einsatz verschiedener, auch pflanzlicher, Medikamente oder Injektionsbehandlungen. Zwar kann dadurch die Arthrose nicht geheilt werden, die Schmerzen lassen sich allerdings mildern. "Hier sind in den vergangenen Jahren gute Ergebnisse mit Eigenbluttherapie erzielt worden", berichtet Vöge. "Dabei wird das Eigenblut mit Hyaluronsäure gemischt und ins Gelenk injiziert." Hoffnung mache auch das noch relativ neue Knorpelzelltransplantationsverfahren, bei dem Knorpelzellen mit einer Trägerfolie in betroffene Gelenke eingebracht werden und dort den Knorpel erneuern. Allerdings wird es derzeit hauptsächlich bei lokalen Knorpelschäden angewendet und nicht bei Arthrose.

Hilft das alles nicht oder kommt es nicht in Frage, bleibt der Gelenkersatz. "Ob der in Frage kommt, hängt von Alter, Lokalisation und Ausprägung ab", sagt Vöge. Auch hier habe die Medizin in den vergangenen Jahren viele Fortschritte gemacht. Mit einem künstlichen Hüft- oder Kniegelenk lässt es sich in der Regel beschwerdefrei leben.

Dass der Gelenkverschleiß nur ältere Menschen trifft, weiß Dr. Jochen Vöge aus Erfahrung, ist eine Fehlannahme. "Gerade bei Sportlern ist die Belastung extrem hoch", sagt er. Bei jungen Menschen mit Arthrose-ähnlichen Symptomen kämen aber auch immer andere Erkrankungen in Betracht. "Das kann die Diagnose erschweren."

Das könnte Sie auch interessieren