07.02.2022 Naturerfahrung vor der Haustür

Grüne und lebendige Räume sind gesundheitsfördernd

Während die grauen Flächen eher als tot zu bezeichnen sind, wimmelt es in abwechslungsreich bepflanzten Vorgärten nur so von Leben. Vor allem im Sommer locken die Pflanzen Vögel und Insekten an und im Boden geht es mit einer Vielzahl Mikroorganismen hoch her.
Während die grauen Flächen eher als tot zu bezeichnen sind, wimmelt es in abwechslungsreich bepflanzten Vorgärten nur so von Leben. Vor allem im Sommer locken die Pflanzen Vögel und Insekten an und im Boden geht es mit einer Vielzahl Mikroorganismen hoch her. Fotoquelle: BGL

Es ist kein Zufall, dass die Menschen ihre Freizeit im Grünen verbringen - dort ist es im Sommer kühler, Bäume geben Schatten, die Luft ist frisch und man kann der Hektik und dem Lärm der Stadt entfliehen. Die Parks und öffentlichen Grünflächen der Städte sind deshalb beliebte Treffpunkte, frei zugängliche Sportstätten und Erholungsräume für Bürgerinnen und Bürger aller Altersgruppen.

Verschiedenste Aktivitäten finden nebeneinander statt, während die einen die Ruhe und Muße im Grünen suchen, wollen andere dort grillen und feiern, junge Familien genießen die Freiheit, die Kinder spielen zu lassen und für viele ist es erstrebenswert, die Natur im direkten Lebensumfeld zu genießen. Der Wert dieser Grünräume ist in Zeiten von Corona vielen sehr deutlich bewusst geworden und sie werden mehr denn je intensiv genutzt.

Grüne Städte sind wirksam

Die Bundespolitik hat sich schon vor mehr als zehn Jahren die Sicherung und den Ausbau des öffentlichen Grüns auf die Fahnen geschrieben: Mit der 2007 beschlossenen "Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt" wurde als ein wesentliches politisches Ziel vereinbart, dass in den Städten öffentlich zugängliches Grün für alle Bürgerinnen und Bürger in der Regel fußläufig zur Verfügung stehen soll. Dabei ging es sowohl darum, Naturerfahrung zu ermöglichen, als auch um die gesundheitsfördernden Wirkungen von Grünflächen für die Stadtbevölkerung. Aus verschiedenen Untersuchungen ist der Zusammenhang von Grün und Gesundheit bekannt. Beispielsweise hat der Umweltpsychologe Mac Berman von der University of Chicago nachgewiesen, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen der Grünversorgung am Wohnort und der Häufigkeit von Herz-Kreislauferkrankungen gibt. Je grüner ein Stadtteil, desto seltener treten demnach zum Beispiel Bluthochdruck oder Diabetes auf. Eine Forschergruppe um die Umweltpsychologin Renate Cervinka von der Universität Wien zeigte, dass Waldspaziergänge die Herzfrequenz und den Blutdruck senken, die Muskeln sich lockern und das Stresslevel sinkt.

"Gesund" ist mehr als "nicht-krank"

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Gesundheit als einen "Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein als Fehlen von Krankheit und Gebrechen." Genau hier sind die Wirkungen von Grünflächen von Bedeutung. Pflanzen produzieren Sauerstoff, sie reinigen die Luft und binden Feinstaub, sie verdunsten Wasser und sorgen so für ein angenehmes und gesundheitsförderndes Stadtklima. Neben diesen konkreten Leistungen für die körperliche Gesundheit sind aber auch die sogenannten weichen Faktoren von Bedeutung: Die Erfahrung von Natur mit ihren Pflanzen und Tieren ist anregend und erholsam für Geist und Seele.

Und der eigene Garten?

Längst nicht alle Flächen vor dem Haus haben tatsächlich etwas mit einem Garten zu tun. Gerade in Neubausiedlungen sieht man statt Grün häufig Grau: Vor den Häusern wurde geschottert, gekiest oder direkt komplett versiegelt. Dazwischen steht eventuell eine verwaiste Palme, ein unglückliches Ziergras oder ein standhaftes Immergrün. Das schöne Gefühl von Garten stellt sich beim Anblick der grauen Grundstücke aber schlichtweg nicht ein. Vielmehr wirken die steinigen Anlagen trostlos und kalt - auch wenn sie das im Sommer ganz und gar nicht sind. Denn während Pflanzen durch Verdunstung aktiv ihre Umgebung kühlen, heizen sich Kies und Schotter tagsüber auf und strahlen diese Hitze nachts wieder ab – das ist alles andere als erholsam und gesundheitsfördernd.

In Zukunft wird es aufgrund des Klimawandels immer häufiger Tropennächte mit über 20 Grad Celsius geben und die Steinflächen vor den Häusern tun leider das Ihre dazu. Achim Kluge von der Initiative "Rettet den Vorgarten": "Das Grün im direkten Lebensumfeld der Menschen ist wichtig für Gesundheit und Wohlbefinden. Es kommt auf jeden Quadratmeter an, wenn wir das Klima in unseren Städten verbessern wollen." Außerdem seien nur bepflanzte Flächen auch Lebensräume für Tiere und Pflanzen und ermöglichten Naturerleben vor der Haustür, so Kluge weiter. Nicht zu unterschätzen ist darüber hinaus die Tatsache, dass versiegelte Schotterwüsten kein Regenwasser aufnehmen und so für Störungen im natürlichen Wasserkreislauf sorgen. Die Folge ist, dass einerseits das Oberflächenwasser nicht mehr zur Verdunstung zur Verfügung steht, damit direkt das städtische Kleinklima belasten und andererseits die Kanalisation überfordern, was bei Starkregen die Gefahr von Überschwemmungen steigert.

Weitere Informationen zur Initiative 'Rettet den Vorgarten' gibt es in den Sozialen Medien unter www.facebook.com/Rettet.den.Vorgarten oder auf www.mein-traumgarten.de. 


Quelle: BGL

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